Der zweite Tag in Hermannsburg ist geprägt von Menschen und ihren Geschichten. Am Museum treffen wir unseren Tourguide und ein sehr langer Tag beginnt:
Erna: Sie begleitet uns heute den halben Tag. Erna ist vor über 30 Jahren nach Südafrika ausgewandert. Ihr Mann, der vor einigen Jahren starb, war bereits zum Arbeiten hier als sie ihn in den Niederlanden kennengelernt hat. Sie ist ihm nach Südafrika gefolgt und hat mit ihm auf einer Farm gelebt, die sie aber nicht selber professionell bewirtschaftet haben. Heute hat sie einige Teile verpachtet.
Unsere Tour startet wieder in der Deutschen Schule Hermannsburg. Wir gucken uns einige Räumlichkeiten inkl. der Klassenzimmer des Kindergartens an. Hier treffen wir auf die Leiterin:
Uta: Ist aus Leipzig und 1992 mit ihrem Mann nach Südafrika ausgewandert. Zunächst haben sie in einem Heim für schwererziehbare Kinder gearbeitet. Die Kinder wurden für einige Monate aus Deutschland hierher geschickt. Uta hat nach Beendigung des Projekts in einem englischsprachigen Kindergarten gearbeitet, bevor sie nach Hermannsburg kam. Heute nehmen sie in ihrem Haus vergewaltigte Kinder auf. Im Moment sind es drei und eins davon ist auch in ihrem Kindergarten.
Auf dem Weg zu unseren weiteren Stationen fahren wir nach Kranskop zum Einkaufen: Kekse und frisches Gemüse.
Margret: Leitet den Zulu Kindergarten, ihr überreichen wir die Kekse für die Kinder. Sie erzählt uns stolz, wie ihr Mann den Kindergarten aufgebaut hat, vieles mit den eigenen Händen. Heute sorgt sie dafür, dass die Kinder zwei Mahlzeiten am Tag bekommen und etwas Englisch lernen, damit sie in der etwas besseren „Multi-School“ das erste „Interview“ meistern können. Pro Kind erhält sie im Monat vom Staat nur 12 ZAR.
Wir fahren einige Meter weiter auf einer Schotterpiste und erreichen den Aussichtspunkt.
Kranskop: Wir blicken auf die Berge in der Umgebung, vor uns die runde Kuppe des Kranskop. Wir genießen die Aussicht, auch wenn neben uns die Polizei parkt. Sie suchen die Umgebung ab, da auf dem einsam gelegenen Platz gerne „Transaktionen“ durchgeführt werden, wie Erna uns erklärt.
Nach 40 Minuten auf steilen Berg- und abenteuerlichen Schotterstraßen vorbei am Palast des Präsidenten, erreichen wir dann unser vorletztes Ziel; die Töpferei.
Töpfer-Familie: Die genauen Familienverhältnisse werden uns nicht klar. Zwei oder drei der Frauen waren mit einem Mann verheiratet, weitere sind verschwägert. Eine der Frauen starb vor wenigen Jahren, der Mann lebt schon länger nicht mehr. Nach seinem Tod haben sie die Töpferei gegründet. Wobei Töpferei übertrieben ist. In einer ihrer Rundhütten steht eine Drehscheibe aus Metall, die nur mit der Hand gedreht wird. Ihre Töpfe verkaufen sie an Touristen wie uns oder auf dem Markt. Ein Sohn geht zur Schule und möchte später gerne Chemie studieren. Neben den Rundhäusern steht auch ein weiteres Wohnhaus mit großem Wassertank. Diese ließ der Präsident in der Umgebung bauen, damit die Einwohner ihn nicht um seine Residenz beneiden. Etwas zu spät machen wir uns auf den Weg zu einer Farm zum Kaffee trinken. Erna erzählt uns auf dem Rückweg noch einiges über das Schulsystem und die Umgebung.
Rudi und Ruth: Die beiden begrüßen uns herzlich und geben uns das Gefühl sehr willkommen zu sein. Sie warten mit einem leckeren Apfelkuchen und Kaffee auf uns. Wir reden über alles Mögliche. Rudi erzählt uns vieles über die Farm, Genmais und ihre Reisen nach Namibia und Deutschland. Uns hören sie auch gerne zu, da ihr Deutsch, wie sie selber sagen, nach dem 1. Weltkrieg nicht weiterentwickelt wurde. Nach über zwei Stunden, viel Kuchen und einem Glas Wein fahren wir bereits im Dunkeln zurück.
Bei Quanta erwartet uns wieder ein herrliches Essen bei Kerzenschein. Nach dem Essen sitzen wir noch zusammen und unterhalten uns über Leben, Tod und die Zulukultur.
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